Presse zu 'Hier stirbt keiner'

 

Kölner Stadtanzeiger:

 

Erste Verliebtheit und Trennung der Eltern - ein Jugendroman mit Identifikationspotenzial

 

"Und ich dachte immer", sagt Annika. "Es ist alles gut, wenn man verliebt ist."

In Annikas Leben ist - mal abgesehen von Chris - gar nichts mehr gut. Die sicheren Strukturen sind aufgebrochen: Ihr Bruder Marek ist in die USA abgehauen und meldet sich nicht. Ihre Eltern streiten sich ohne Ende und trennen sich schließlich. Der Vater zieht aus, dafür zieht Mamas extrem nervige Freundin Lisa ein und macht sich im Haus breit. Annika fühlt sich einsam, und nicht mal ihre beste Freundin Theresa kann sie verstehen. Denn die hat nur noch Jungs im Kopf - und macht sich zu allem Überfluss an Chris ran. Und überhaupt: Chris. Kann es wirklich sein, dass der beste Freund ihres großen Bruders mehr für sie empfindet?

In Annikas Leben herrscht totales Chaos. Aber eben auch nicht besonders viel mehr als im Leben von anderen 15-jährigen Mädchen. Mit Annika hat die deutsch-amerikanische Autorin Lola Renn (nein, kein Pseudonym!) ein durchschnittliches, pubertäres Mädchen gestaltet. Und somit eine Protagonistin geschaffen, die für viele jugendliche Leserinnen Identifikationsfigur sein kann.

Bei aller Normalität ist dieser Jugendroman doch etwas Besonderes. Es ist dieses Setting eines flirrend heißen Sommers, der alle Gedankengänge noch ein bisschen schwerer, ein bisschen matschiger werden lässt. Es ist diese Zeit kurz vor den Sommerferien, in Erwartung der Freiheit, die einem doch quälend lang erscheinen kann (zumindest, wenn mann sein Zuhause mit einer nervigen Lisa teilen muss) - und die metaphorisch für den ersten Schritt ins Erwachsenenleben steht.

Es ist dieser inhaltliche Gegensatz, den Lola Renn erschafft, indem sie das Ende der elterlichen Liebe gegen das Verliebtsein eines Teenagers stellt. Die ohnehin bestehenden Ängste, sich auf eine erste Beziehung einzulassen, wachsen in dieser Konstellation auf eine elefantenhafte Größe an.

Und letztlich ist es die Selbstironie, die sich auch in den Titel geschlichen hat, die diesen Roman speziell macht: "hier stirbt keiner". Obwohl es sich phasenweise nach dem totalen Gegenteil anfühlt.

 

Angela Sommersberg, Kölner Stadtanzeiger

 

Badische Zeitung:

 

Urlaub irgendwo oder gar Ferien zu Hause? Egal. Wer noch jung (ungefähr ab 13) oder nicht zu alt (ohne Altersbegrenzung!) ist, kann für Strand oder Strandbad ein super Sommerbuch einpacken. Die Freiburger Autorin Lola Renn lässt ihre Protagonistin Annika deren Geschichte vom holprigen Ende der Kindheit erzählen. Vom Einfinden in lauter Neues, vom Brudervermissen und vom Nerv, den anwesende, abwesende und liebende Eltern für Teenies verursachen. Ganz zu Schweigen von der lästigen Mutterfreundin Lisa. Der Stoff aus dem dieser Jugendroman ist, ist hinreißend normal. Und: dieses kluge Buch ist dennoch nie banal. Ganz leicht und gekonnt literarisch beschreibt Lola Renn den alltäglichen Familienzoff, den Stress mit der besten Freundin und die völlig neuen Gänsehautgefühle für den Bruderfreund Chris. Ein bisschen Pathos ist nur im Titel: "hier stirbt keiner". Und es stirbt auch tatsächlich keiner. Nur fällt die junge Annika in diesem Sommer hin und wieder eine nie gekannte Fremdheit an. Aber auch das Glück rückt nahe. Und man legt das Buch erst wieder aus der Hand, wenn alle 283 Seiten mitgelebt sind.

 

Julia Littmann, Badische Zeitung